Eva Sindichakis

 

 

 

 

 

 

TOHUWABOHU

für Chor und Orchester

(2011/2012)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Meinen Eltern gewidmet
Die Komposition dieses Werkes wurde mir durch ein Arbeitstipendium der

pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank

ermöglicht

 

Notierung:

 

Englisch Horn Klarinetten, Hörner sind in der Partitur in C notiert (in den Einzelstimmen entsprechend transponiert). Piccolo, Kontrafagott, Kontrabässe sind in der üblichen Weise oktav-transponierend notiert. Das Glockenspiel klingt zwei Oktaven höher als notiert.

 

Dauer: ca.20min

 

Anmerkungen zur Aufführung:

 

1. Die Harfe sollte in der Nähe des Glockenspiels positioniert sein.

2. Die Tempi sind als annähernd zu sehen und können je nach Akustik leicht verändert werden.

3. Die einzelnen Tage sollen zusammenhängend gespielt werden.

 

Besetzung:

 

2 Flöten

2 Oboen/ davon 1 Englischhorn (Tag II)

2 Klarinetten/davon 1 Bassklarinette (TagVI)

2 Fagotte/ davon 1 Kontrafagott (Tag I, III, VI)

 

4 Hörner in F

2 Trompeten in C

3 Posaunen

 

Pauke

1.Schlagzeug

2. Schlagzeug

 

Harfe

 

Violine I

Violine II

Viola

Violoncello

Contrabasso

 

Chor

 


 

Schlagzeuginstrumente:

 

1.Schlagzeug:

 

TAG I:

Kleines Tamtam

Großes Tamtam

Große Trommel

Glockenspiel

 

TAG II:

Glockenspiel

 

TAG III:

Vibraphon

 

TAG IV:

Vibraphon

 

 

 

TAG V:

Vibraphon

 

 

 

TAG VI:

Glockenspiel

 

 

 

TAG VII:

Kleines Tamtam

Großes Tamtam

Röhrenglocken

 

 

 

2. Schlagzeug:

 

TAG I:

mittleres Tamtam

großes Tamtam

Xylophon

 

 

TAG II:

Großes Tamtam

 

TAG III:

Marimba

 

TAG IV:

Glockenspiel

Kleines Tamtam

Großes Tamtam

 

TAG V:

----

 

TAG VI:

Becken

Kleines Tamtam

Großes Tamtam

 

TAG VII:

mittleres Tamtam

großes Tamtam

Glockenspiel

 

 


Der Text:

 

 

Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.

 

Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal.

Finsternis über Urwirbels Antlitz.

Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.

 

Gott sprach: Licht werde! Licht ward.

Gott sah das Licht: daß es gut ist.

Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis.

Gott rief dem Licht: Tag! und der Finsternis rief er: Nacht!

Abend ward und Morgen ward: Ein Tag.

 

Gott sprach:

Gewölb werde inmitten der Wasser

und sei Scheide von Wasser und Wasser!

Gott machte das Gewölb

und schied zwischen dem Wasser das unterhalb des Gewölbs

war und dem Wasser das oberhalb des Gewölbs war.

Es ward so.

Dem Gewölb rief Gott: Himmel!

Abend ward und Morgen ward: zweiter Tag.

 

Gott sprach:

Das Wasser unterm Himmel staue sich an einem Ort,

und das Trockne lasse sich sehn!

Es ward so.

Dem Trocknen rief Gott: Erde! und der Stauung der Wasser rief er: Meere!

Gott sah, daß es gut ist.

Gott sprach:

Sprießen lasse die Erde Gesproß,

Kraut, das Samen samt, Fruchtbaum, der nach seiner Art Frucht macht darin sein Same ist, auf der Erde!

Es ward so.

Die Erde trieb Gesproß,

Kraut, das nach seiner Art Samen samt, Baum, der nach seiner Art Frucht macht darin sein Same ist.

Gott sah, daß es gut ist.

Abend ward und Morgen ward: dritter Tag.

 

 

Gott sprach:

Leuchten seien am Gewölb des Himmels, zwischen dem Tag und der Nacht zu scheiden,

daß sie werden zu Zeichen, so für Gezeiten so für Tage und Jahre,

und seien Leuchten am Gewölb des Himmels, über die Erde zu leuchten!

Es ward so.

Gott machte die zwei großen Leuchten,

die größre Leuchte zur Waltung des Tags und die kleinere Leuchte zur Waltung der Nacht,

und die Sterne.

Gott gab sie ans Gewölb des Himmels,

über die Erde zu leuchten, des Tags und der Nacht zu walten, zu scheiden zwischen dem Licht und der Finsternis.

Gott sah, daß es gut ist.

Abend ward und Morgen ward: vierter Tag.


Gott sprach:

Das Wasser wimmle, ein Wimmeln lebenden Wesens, und Vogelflug fliege über der Erde vorüber dem Antlitz des Himmelsgewölbs!

Gott schuf die großen Ungetüme

und alle lebenden regen Wesen, von denen das Wasser wimmelte, nach ihren Arten,

und allen befittichten Vogel nach seiner Art.

Gott sah, daß es gut ist.

Gott segnete sie, sprechend:

Fruchtet und mehrt euch und füllt das Wasser in den Meeren,

und der Vogel mehre sich auf Erden!

Abend ward und Morgen ward: fünfter Tag.

 

Gott sprach:

Die Erde treibe lebendes Wesen nach seiner Art,

Herdentier, Kriechgerege und das Wildlebende des Erdlandes nach seiner Art!

Es ward so.

Gott machte das Wildlebende des Erdlands nach seiner Art

und das Herdentier nach seiner Art

und alles Gerege des Ackers nach seiner Art.

Gott sah, daß es gut ist.

Gott sprach:

Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis!

Sie sollen schalten über das Fischvolk des Meeres, den Vogel des Himmels, das Getier, die Erde all,

und alles Gerege, das auf Erden sich regt.

Gott schuf den Menschen in seinem Bilde,

männlich, weiblich schuf er sie.

Gott segnete sie,

Gott sprach zu ihnen:

Fruchtet euch und mehrt euch und füllet die Erde und bemächtigt euch ihrer!

schaltet über das Fischvolk des Meers, den Vogel des Himmels und alles Lebendige, das auf Erden sich regt!

Gott sprach:

da gebe ich euch

alles samensäende Kraut, das auf dem Antlitz der Erde all ist,

und alljeden Baum, daran samensäende Baumfrucht ist,

euch sei es zum Essen,

und allem Lebendigen der Erde, allem Vogel des Himmels,

alles, was auf Erden sich regt, darin lebendes Wesen ist,

alles Grün des Krauts zum Essen.

Es ward so.

Gott sah alles, was er gemacht hatte,

und da, es war sehr gut.

Abend ward und Morgen ward: der sechste Tag.

 

 

Vollendet waren der Himmel und die Erde und all ihre Schar.

Vollendet hatte Gott am siebenten Tag seine Arbeit, die er machte,

und feierte am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte.

Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn,

denn an ihm feierte er von all seiner Arbeit, die machend Gott schuf.

Dies sind die Zeugungen des Himmels und der Erde: ihr Erschaffensein.

 

Genesis 1,1-2,4a

Aus: Die fünf Bücher der Weisung,

 fünf Bücher des Moses,

verdeutscht von: Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig


 Die Schrift ist die deutsche Übersetzung des Tanachs, der hebräischen Bibel, durch die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig. Sie entstand von 1926 bis 1938, bis 1929 gemeinsam durch Buber und Rosenzweig, nach dessen Tod in diesem Jahr wurde sie von Buber allein weitergeführt und vollendet. Von 1954 bis 1962 überarbeitete Buber den Text noch einmal.

Ursprünglich planten Buber und Rosenzweig nur eine Überarbeitung des Luthertextes. Dies erwies sich aber als nicht gangbar.

Die Übersetzung entstand in „eigenem“ Auftrag, das heißt, es gab keinen institutionellen Auftraggeber wie beispielsweise eine Synagogengemeinde oder eine Kirche. Die Übersetzer waren dadurch frei, ihre eigenen Auffassungen vom Übersetzen umzusetzen. Sie korrigierten ihre Arbeiten gegenseitig, ließen sie sich von Dritten vorlesen und verglichen ihre Fassungen mit gängigen deutschen, englischen, französischen und italienischen Übersetzungen.

Rosenzweig, der „ein der Form des Originals möglichst gleichwertiges Gebilde schaffen“ wollte, äußerte seine Auffassung vom Übersetzen so:

„Die Aufgabe des Übersetzers ist eben ganz missverstanden, wenn sie in der Eindeutschung des Fremden gesehen wird. […] Ich werde den Menschen, seinen Ton, seine Meinung, seinen Herzschlag nicht hören. Aber ist denn das möglich? Wird der Sprache nicht mit dieser Aufgabe, den fremden Ton in seiner Fremdheit wiederzugeben, also nicht das Fremde einzudeutschen, sondern das Deutsche umzufremden, etwas Unmögliches abverlangt?“

„Was aber im Sprechen entstanden ist, kann nur im Sprechen je und je wiederleben, ja nur durch [… das Sprechen] rein und wahr aufgenommen werden. […] Schon die hebräische Bezeichnung für ‚lesen‘ bedeutet ‚ausrufen‘. […] auch unsere Verdeutschung der Schrift will ‚ausgerufen‚‘ werden. Dann nur wird die Ungeläufigkeit ihrer Wirkung nicht zur Befremdlichkeit entarten.““

Die Schrift ist eine konkordante Übersetzung und bedient sich einer dichterischen Sprache. Sie strebt an, den sprachlichen Charakter des Urtextes wiederzugeben, z.B. „Irrsal und Wirrsal“ für „tohu wabohu“. Sie soll „übermitteln, was da steht“ und versucht, die Gliederung der Atemzug- und Sinneinheiten des Originals wiederzugeben.

 

Die Wochentage auf Hebräisch in Lautschrift:

 

Sonntag 

 

 (jom rischon, jom achad)

 

Montag 

 

 (jom schäni)

 

Dienstag 

 

 (jom schlischi)

 

Mittwoch 

 

 (jom rewiji)

 

Donnerstag 

 

 jom chamischi)

 

Freitag 

 

 (jom schischi)

 

Samstag 

 

(schabat)